Die Halliwick-Methode ist ein spezialisiertes Konzept der Aquatherapie, das in den 1940er Jahren von James McMillan entwickelt wurde. Ursprünglich als Schwimmlehrmethode für Menschen mit Behinderungen konzipiert, hat sich die Halliwick-Methode im Laufe der Zeit zu einem umfassenden Ansatz für die Wasserspezifische Therapie und Rehabilitation entwickelt. Sie kombiniert Elemente aus der Physik des Wassers mit gezielten Bewegungsstrategien, um Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen zu fördern.

Grundprinzipien der Halliwick-Methode

Die Halliwick-Methode basiert auf einer Reihe von Grundprinzipien, die darauf abzielen, die motorische Kontrolle, das Gleichgewicht und die Bewegung im Wasser zu verbessern. Diese Prinzipien sind:

1. Mentale Anpassung: Ein zentrales Ziel der Halliwick-Methode ist die Schaffung eines positiven und vertrauensvollen Verhältnisses zum Wasser. Hierbei geht es darum, Ängste zu überwinden und ein Gefühl von Sicherheit im Wasser zu entwickeln. Dieser Prozess beginnt oft mit einfachen Atemübungen und der Gewöhnung an die Wasserumgebung.

2. Gleichgewichtskontrolle: Im Wasser ist das Gleichgewicht anders als an Land, da der Körper von allen Seiten gleichmäßig vom Wasser getragen wird. Die Halliwick-Methode nutzt diese Eigenschaft, um die Gleichgewichtskontrolle zu trainieren. Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts im Wasser sind ein wesentlicher Bestandteil der Methode.

3. Rotation und Kontrolle von Körperpositionen: Die Fähigkeit, sich im Wasser zu drehen und zu bewegen, ist entscheidend für das Schwimmen und die Selbstständigkeit im Wasser. Die Halliwick-Methode verwendet spezifische Rotationsübungen, die den Teilnehmern helfen, die Kontrolle über ihre Körperpositionen im Wasser zu erlangen und zu halten.

4. Entwicklung von Bewegungsfertigkeiten: Die Methode unterstützt die Entwicklung von Bewegungsfertigkeiten im Wasser, die für das Schwimmen und für die allgemeine Mobilität wichtig sind. Dies umfasst Übungen zur Kräftigung der Muskulatur, zur Verbesserung der Beweglichkeit und zur Förderung der Koordination.

Die 10-Punkte-Programm der Halliwick-Methode:

1. Mentale/Geistige Anpassung: Gewöhnung an das Wasser und Überwindung von Ängsten. Lösen des Atems: Atemübungen zur Förderung von Entspannung und Kontrolle: Loslösung

2. SRK -Sagittale Rotationkontrolle_: Kontrollierte Übungen /Bewegungen mit links-rechts-Komponenten um die Tiefachse vor allem in der Senkrechten

3. TRK-Transversale Rotationkontrolle: Kontrolle der Vorwärtsbewegung im Wasser. Kontrollierte Bewegungen um die Körperquerachse (z.B. Aufsetzen, Zurücklegen und Sitzen in Hockstellung)

4. LRK-Longitudinale Rotationskontrolle: Kontrollierte Bewegungen um die Körperlängsachse in der Waagerechten

5. KRK-Kombinierte Rotationskontrolle: Förderung der Fähigkeit, sich seitlich im Wasser zu drehen. Kontrollierte Verschraubungen um eine Kombination von Achsen. Es ist eine Kombination der vorherigen Rotationskontrollen, Kombination verschiedener Rotationen zur Verbesserung der Koordination.

6. Auftrieb/Geistige Umkehrung: Vertrauen und erfahren ,dass Wasser den Körper trägt .Übungen zur Erhöhung der Auftriebskontrolle und zur Vermeidung ungewollter Bewegungen.

7. Gleichgewicht in Ruhe: Stabil und entspannt im Wasser , eine Ausgangstellung ohne Bewegung halten . 

8. Gleiten mit Turbulenzen: Klient liegt im Wasser /Schwimmer wird durch Instruktor ohne körperlicher Berührung gezogen. Klient muss unerwünschte Rotationen mit dem Kopf und Rumpf kontrollieren.

9. Einfache Fortbewegung: Eine Schwimmbewegung mit den Händen in Hüfthöhe. Automatisierung der Rumpfkontrolle. Einführung in die Schwimmtechniken und Förderung der Unabhängigkeit im Wasser.

10. Basis Schwimmstil Halliwick: Selbständige Schwimmbewegung mit den Armen rudern/individuelle Anpassung der Behinderung 

Anwendungsgebiete der Halliwick-Methode

Die Halliwick-Methode wird in vielen Bereichen der Rehabilitation und Therapie eingesetzt, darunter:

• Pädiatrie: Besonders nützlich für Kinder mit neurologischen oder motorischen Entwicklungsstörungen, wie z. B. Zerebralparese, Autismus oder Entwicklungsverzögerungen. Die Methode hilft, motorische Fähigkeiten zu entwickeln, die Körperwahrnehmung zu verbessern und das Selbstvertrauen zu stärken.

• Neurologische Rehabilitation: Bei Patienten mit neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall, Multipler Sklerose oder Rückenmarksverletzungen kann die Halliwick-Methode die Bewegungsfähigkeit, das Gleichgewicht und die Muskelkraft verbessern.

• Orthopädische Rehabilitation: Menschen mit orthopädischen Verletzungen oder postoperativen Zuständen können von den Übungen zur Muskelkräftigung und zur Verbesserung der Beweglichkeit profitieren, die die Halliwick-Methode bietet.

• Geriatrie: Die Methode kann älteren Menschen helfen, ihre Mobilität und ihr Gleichgewicht zu verbessern und gleichzeitig das Risiko von Stürzen zu reduzieren.

Vorteile der Halliwick-Methode

Die Halliwick-Methode bietet zahlreiche Vorteile in der Rehabilitation und Therapie:

• Förderung von Selbstständigkeit: Durch den Fokus auf die Kontrolle und das Gleichgewicht im Wasser werden die Teilnehmer ermutigt, selbstständig und sicher im Wasser zu agieren.

• Ganzheitlicher Ansatz: Die Methode berücksichtigt sowohl physische als auch psychische Aspekte der Rehabilitation und unterstützt eine umfassende Entwicklung.

• Anpassbarkeit: Die Übungen und Techniken der Halliwick-Methode können individuell an die Bedürfnisse und Fähigkeiten jedes Teilnehmers angepasst werden, was sie für eine breite Palette von Patienten geeignet macht.

• Spaß und Motivation: Die spielerische Natur der Übungen kann dazu beitragen, die Motivation und das Engagement der Teilnehmer zu erhöhen, was zu besseren Ergebnissen in der Therapie führen kann.

Insgesamt bietet die Halliwick-Methode einen effektiven, vielseitigen Ansatz zur Wasserspezifischen Therapie, der sowohl die körperliche als auch die psychische Rehabilitation fördert und Menschen dabei unterstützt, ihre Fähigkeiten und ihr Selbstvertrauen im Wasser zu stärken.